Inhalt:
Ist eine Maschenprobe wichtig?
Machen denn ein oder zwei Maschen echt den Unterschied?
Wie Stricke ich eine Maschenprobe?
Was beeinflusst die Maschenprobe?
Ich muss mit einem Geständnis anfangen:
„Hallo! Mein Name ist JAna und ich l i e b e Maschenproben!“
Sorry, echt war! Wenn ich mich über ein Garn und auf die Verarbeitung dessen freue, ist die Maschenprobe für mich schon mal ein schönes kleines Projekt in sich. Ich fühle das Garn, sehe das Maschenbild und wie die Nadel mit dem Garn zusammenspielt.
Schwer fällt mir nur manchmal, zu warten, bis die Maschenprobe dann nach dem Waschen getrocknet ist… Denn d a s solltet Ihr unbedingt tun, bevor Ihr die Maschenprobe auszählt!
Aber eines nach dem anderen:
Was ist eine Maschenprobe?
Was ist eine Maschenprobe, die in englischen Anleitung „Gauge“ [gäitsch] heißt?
In einer Maschenprobe wird mit einem „Probelappen“ geschaut, wieviele Maschen in 10 cm (oder 4 Inch) passen und wie viele Reihen.
Die Maschenprobe / das Gauge gibt also nicht direkt die Größe der Maschen an, sonder, wieviele auf ein definiertes Maß (meistens 10 cm/ 4 Inch) passen!
Daran kann verwirrend sein: je mehr Maschen ich auf 10 cm habe, desto kleiner sind sie… Will ich also eine Maschenprobe von 20 Maschen (auf 10 cm) erreichen und habe nur 10, muss ich eine kleinere Nadel nehmen! 20 Maschen sind doppelt so viele wie 10 – logisch! Auf das gleiche Maß (10 cm) müssen dann mehr Maschen passen und das geht nur, wenn die kleiner, in dem Beispiel halb so breit, sind.
Ist eine Maschenprobe wichtig?
Ja, wenn:
- Du die gleiche Maße erreichen möchtest, wie der Designer oder die Designerin
- das Garn reichen soll
- Du vor Beendigung deines Strickstücks wissen möchtest, ob Dir das Maschenbild nach dem Waschen und ggf. Spannen gefällt
- Deine Kleidungsstücke die Richtige Größe haben sollen
- Du einen Probelappen für weitere Tests (aufschneiden, besticken, waschprobe,…) haben möchtest
Machen denn ein oder zwei Maschen echt den Unterschied?
In einem Kleidungsstücke: absolut!
Beispiel:
Ich möchte einen Pulli stricken und suche mir die Größe mit einem Brustumfang von 90 cm aus. Die Maschenprobe ist mit 20 Maschen auf 10 cm angegeben. Das bedeutet, dass ich auf 90 cm 180 Maschen habe.
Woher weiß ich das? In 90 Maschen sind ja 9 mal 10 cm drin (90cm/10cm=9).
Laut Maschenprobe habe ich 20 Maschen je 10 cm und diese 10 cm habe ich 9 Mal:
20 Maschen x9(← diese „9“ seht für 9×10 cm, die ja in 90 cm enthalten sind) =180 Maschen.
Passt die Maschenprobe:
Stricke ich tatsächlich mit 20 Maschen je 10 cm (gemessen nach Waschen, ggf. Spannen, und Trocknen) habe ich tatsächlich bei 180 Maschen die 90 cm Brustumfang!
Habe ich eine Masche zu wenig:
Stricke ich mit 19, statt 20 Maschen je 10 cm habe ich
180 Maschen/ 19 Maschen (die meine tatsächliche Maschenprobe hat – und zwar alle 10 cm, also:) x10
180/19×10= 94,74 cm.
Die „nur eine Masche weniger macht hier also 4,74 cm m e h r Umfang!
Zwei Maschen weniger auf 10 cm wären sogar
180/10*10= 100 cm Umfang!
Das ist das verwirrende: Gauge ist nicht so intuitiv. Habe ich eine Masche zuwenig, sind es in diesem Beispiel 4,74 cm zu viel – bei zwei Maschen aber schon 10cm.
Wie stricke ich eine Maschenprobe?
In der Regel wie in der Anleitung angegeben, ob sich die Maschenprobe auf glatt rechts, Bündchen, das in der Anleitung vorliegen Lace-Muster bezieht oder was auch immer.
Bei der Maschenprobe gild: mehr ist genauer. Die Spannung am Rand ist oft anders, so empfiehlt es sich, eine Reihe und die Maschen mitten im Strickstück und nicht an den Rändern zu messen.
Soll Deine Maschenprobe 20 Maschen auf 10 cm erreichen und Du schlägst nur zwei Maschen an, in der Hoffnung, wenn das dann einen cm breit ist, ist das repräsentativ… Viel Glück!
Ich stricke die Maschenproben so, wie auch in dem Strickstück gestrickt wird.
Wird in Runden gestrickt, so mache ich das auch in der Maschenprobe. Für angepeilte 20 Maschen glatt rechts mache ich mindestens 44, eher 50 Maschen.
Eine Runde rechts, eine links, damit der Rand glatter liegt. Ich stricke mindestens 5, eher 10 cm hoch. Dann wieder eine Runde links und eine Rechts, dann abketten.
Waschen, ggf. Spannen und auf jeden Fall trocknen.
Wird in Reihen gestrickt, so mache ich in der Regel vier Maschen mehr als ich erreichen möchte. Plus sechs Randmaschen. Also in diesem Fall, in dem 20 Maschen erreicht werden sollen: 20+4+6=30 Maschen
Zwei bis vier Reihen kraus rechts, dann die drei Randmaschen im Perlmuster (re, li, re) 24 glatt rechts (also in den Rückreihen linksgestrickt), dann am Rand wieder re, li, re. Dadurch liegt die Maschenprobe hinterher schön glatt und ich verfälsche nix darurch, dass ich sie glattziehen muss.
Wie messe ich Maschenproben?
Ideal ist es, wenn Du wirklich 10 cm misst und nicht nur, 2,5 und dann dann mal vier nimmst – die Fehlerquelle ist dann wesentlich höher. Eine „Viertelmasche“ übersieht man schnell und das summiert sich dann fix zu ein oder zwei Maschen pro 10 cm!
Die Spannung am Rand ist oft anders, so empfiehlt es sich, eine Reihe und die Maschen mitten im Strickstück und nicht an den Rändern zu messen.
Tip: Miss auch die Reihenanzahl in 10 cm!
Und wann immer in der Anleitung steht, dass Du eine gewisse Höhe stricken sollst „weiter glatt rechts für 10 cm“, oder ähliches, strick die Runden/Reihenzahl, die Du in der Maschenprobe gemessen hast, nicht das Strickstück, denn das ist ja noch nicht gespannt und gewaschen!
In der Regel sind Maschen bei glatt rechts breiter als hoch. Also hast Du mehr Reihen als Maschen je 10 cm. Oft wird von Maschen zu Reihen in einem Verhältnis 2:3 oder 3:4 für glatt rechts ausgegangen.
Bei 20 Maschen auf 10 cm wären das also
20/2*3= 30 Reihen oder
20/3*4= 26,67 Reihen
Ich versuche in der Maschenprobe nur auf die Maschenanzahl zu kommen. Die Reihen messe ich auch mit aus, verändere aber in der Regel nicht meine Maschenprobe wenn die Reihenzahl anders ist als in der Anleitung angegeben.
Was beeinflusst die Maschenprobe?
Die Nadeln – zunächst, klar, die Nadelgröße. Man sagt, pro 0,5 mm mehr Nadelumfang etwa eine Masche auf 10 cm. Wechsel ich von 3mm auf 3,5 wären das demnach in der Maschenprobe eine Masche w e n i g e r. (Maschen größer, es passen weniger auf 10 cm). Wie gesagt: nur als Faußtregel!
Aber auch die Oberfläche der Nadel. Ist die Nadel rutschiger werde die Maschen größer. Sind die Nadeln spitz und die Spitze sehr lang können die Maschen kleiner werden, als auf einer stumpfen Nadel mit kurzer Spitze.
Die Fadenspannung – wickelst Du den Faden häufiger oder weniger oft um den Finger wird sich die Spannung verändern. Aber auch Wut mach Maschen oft enger und Müdigkeit/ ermüdete Muskeln machen Maschen größer. Schwitzt Du, so kann das Garn schlechter gleiten und die Maschen werden enger.
Das Garn – die Garnstärke macht natürlich einen Unterschied – wenn auch nicht so einen Großen, wie die Nadelstärke. Vermutlich wird Deine Maschenprobe bei einem Garn mit 300m Lauflänge auf 100g sich nicht von einer Maschenprobe mit der gleichen Garnqualität, aber 400m auf 100 Gramm unterscheiden.
Andererseits verändert sich die Maschenprobe bei gleicher Lauflänge, strickst Du superwash oder non superwash Garn. Ist es ein Singel, ein zweifach oder ein fünffach Garn. Handelt es sich um Schurwolle, Seite oder Baumwolle.
So sind Maschenprobe nur eine begenzte Zeit und nur für genau d a s Garn und genau d i e Nadel, mit der Du die Maschenprobe gestrickt hast aussagefähig. Deine Technik, Deine Gewohnheiten und Deine Fähigkeiten ändern sich ja ständig.
Was mache ich, wenn ich die Maschenprobe nicht erreiche oder mir das Strickbild nicht in der angegebenen Maschenprobe gefält?
Beispiel:
Ein Top-Down Pulli. Die Maschenprobe ist mit 20 Maschen auf 10 cm angegeben.
Ich habe eine Maschenprobe von 18 und finde das Gestrick auch genau so schön.
Ich schaue mir in der Anleitung dann zum Beispiel den angegebenen Brustumfang an und welche Maschenanzahl für welche Größe angegeben ist.
Irgendwo in der Anleitung finde ich immer Maschenzahl im Zusammenhang mit Umfängen!
Nach dem Armelabtrennen steht zum Beispiel: „Sie haben Jetzt 160(180,200, 220) Maschen auf der Nadel.“
In der Zeichnung, in der die Maße des Pullis angegeben ist finde ich die Umfänge für die Brust:
xs: für Brustumfang 80 cm
s: für Brustumfang 90 cm
m: für Brustumfang 100 cm
l: für Brustumfang 110 cm
Möchte ich jetzt mit meiner „falschen“ Maschenprobe von 18 Maschen auf 10 cm (statt 20 Maschen) also 90 cm Brustumfang erreichen, rechne ich
90 cm / 10 cm x 18 Maschen= 162 Maschen
Für xs sind 160 Maschen beim Brustumfang angegeben. Stricke ich mit meinen 18 Maschen auf 10 cm einfach die Anleitung für die Größe „s“ sollte das rechnerisch in etwa für meine 90 cm Umfang reichen.
